Samstag, 16. September 2006

Die BILD auf Kreuzzug

Ebenfalls im Gefolge des IWF Kongresses entblödet sich die BILD nicht, den wohl dümmsten Artikel zum Thema zu bringen, noch dazu garniert mit den Feindbildern der 50er Jahre. Die Katastrophe: laut dem "Schock-Bericht" ist Deutschland "sozialistischer als China". Die Begründung: der deutsche Arbeitsmarkt sei "starrer, bürokratischer und sozialistischer als der im kommunistischen China". Ein großer Jobkiller: in Deutschland dürfen Jugendliche unter 18 Jahren, im Gegensatz zu China, nur von 6-20 Uhr arbeiten.
Atmen wir einmal tief durch, lesen das ganze nochmal und lassen es Revue passieren.
1) Zum ersten werden hier Feindbilder aufgekocht, die eigentlich seit 16 Jahren passé sein sollten.
2) Zum zweiten wird das Schlagwort "sozialistisch", wie man es eben gewohnt ist, einfach ohne jeglichen Zusammenhang verwertet und als großer Schocker in den Raum geworfen.
3) Zum dritten sind die Fakten ohnehin falsch.
4) Zum vierten ist China nur dem Bekenntnis nach kommunistisch. Der Kommunismus kennt werder Sonderwirtschafts- noch Freihandelszonen.
5) Zum fünften ist der deutsche Arbeitsmarkt in der Tat starrer und bürkokratischer. Jeder Arbeitsmarkt mit einem Mininum an Schutzgesetzen ist starrer und bürokratischer als der chinesische.
6) Zum sechsten ist es eine der großen Errungenschaften unserer Zivilisation, dass Kinderarbeit verboten ist, worauf man auch über 100 Jahre lang reichlich stolz war. Denn nichts anderes läuft in China, wo der Arbeitsmarkt auch für Jugendliche wunderbar flexibel und unbürokratisch ist. Davon abgesehen können Jugendliche über 16 in Deutschland im Gaststättengewerbe bis 22 Uhr arbeiten.
Was also bezweckt BILD mit einem solchen Artikel? Eigentlich klar. Anstatt wie die Politiker der CDU, SPD und FDP zu versuchen, die massive steuerliche Bevorteilung der Unternehmen und die Ausbeutung des kleinen Mannes mit ökonomischen Sachzwängen zu begründen wird einfach ein seit 60 Jahren erprobtes Schlachtwort ausgepackt und vollkommen zusammenhanglos, aber immerhin mit vielen hübschen roten Flächen und einer schlechten Fotomontage verpackt dem ahnungslosen BILD-Leser hingeworfen, der das ganze vorbehaltlos übernimmt. Wenig seltsam auch, dass die BILD die Verantwortung von Franz Müntefering für das entsprechende Ressort so betont...

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