Mittwoch, 20. September 2006

Plastikphrase: Populismus

Die inflationäre Verwendung dieses Begriffes geht mir bereits seit einiger Zeit auf die Nerven, den Vogel abgeschossen hat aber sicher die Zeit mit diesem Artikel. Beständig wird mit diesem Begriff der politische Gegner diffamiert, der alternative Vorschläge zur eigenen Meinung hat. Laut der Wikipedia-Definition unterstellt der Populismus dabei die Ersetzung konstruktiver Lösungsvorschläge zugunsten von Emotion und Schlagwort.
Wurde der Begriff früher vor allem im Zusammenhang mit der Rechten gebraucht, hat ihn seit Gründung der LiPa dieselbe abonniert. Seit Lafontaine zurück im politischen Alltagsbetrieb ist, werden seine Feinde - und dabei handelt es sich immerhin um das gesamte wirtschaftliche, politische und mediale Establishment - nicht müde, ihm Populismus vorzuwerfen, als ob damit alle Lösungsvorschläge seinerseits sofort null und nichtig wären. War nun Populismus schon immer ein Schlagwort, um dem Gegner Inkompetenz zu unterstellen (womit paradoxerweise die Verwendung von "Populismus" bereits populistisch ist), hat besonder die in letzter Zeit inflationäre Häufung des Begriffes zu verwundern. Einmal abgesehen, dass er bedeutungstechnisch nie definiert wurde, weswegen seine Verwendung in den meisten Teilen der Bevölkerung ohnehin nur der jedes beliebigen austauschbaren Schimpfworts gleicht ist die suggestive Botschaft deutlich schlimmer: letzten Endes entstammt "Populismus" dem lateinischen "populus", das Volk. Ergo sind populistische Dinge solche, welche dem Volk gefallen. Dass der Begriff in seiner Verwendung gegen politische Gegner eine abwertende Funktion hat zeigt besonders im Falle der Verwendung gegen Lafontaine und die LiPa, dass der politische Konsens des erwähnten Establishments darin besteht, erklärtermaßen gegen das Volk regieren zu wollen.

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