Donnerstag, 26. April 2007

Boom der russischen Rüstungsindustrie

Derzeit sinkt die Qualität der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen auf ein nie gekanntes Tief, während umgekehrt proportional der russische Rüstungssektor einen ungeahnten Boom erlebt, den Telepolis als "Rennaissance des russischen militärisch-industriellen Komplexes" bezeichnet (und damit auf das berühmte Eisenhower-Wort referiert). Eine direkte Ursache scheint dabei der geplante Raketenabwehrschild der USA zu sein, den diese in Osteuropa (angeblich gegen den Iran) platzieren wollen.
Experten zufolge ist der Raketenschild dabei kaum funktionsfähig. Das müssen auch die Russen wissen. Warum ich trotzdem einen Kontext herstelle liegt in der geschichtlichen Tradition der 1980er Jahre: damals starteten die Reagan-USA mit "Star Wars" einen ruinösen Rüstungswettlauf, an dessen Ende der Bankrott der UdSSR stand. Auch damals wurde bereits gesagt, dass Star Wars nicht wirklich funktionsfähig werden könne.
Interessanterweise boomen nicht nur die Inlandsaufträge der russischen Rüstungsindustrie, sondern auch die Auslandsanforderungen haben sich auf 30 Milliarden Euro/Jahr verdoppelt. Die derzeitige Politik der USA läuft also auf einen neuen Rüstungswettlauf hinaus; unter den gleichen Vorzeichen, aber einer gänzlich anderen geostrategischen Ausgangssituation wie in den 1980er Jahren. Anstatt die sprudelnden Ölmilliarden für die Beseitigung der grassierenden Armut und Strukturschäden durch die überhasteten Privatisierungen der 1990er Jahre zu nutzen und ihre Wirtschaft in Schwung zu bringen, kaufen die Russen Waffen. Ob da ein Kalkül dahintersteckt?

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