Freitag, 6. April 2007

Manager an den Pranger

So titelt die Zeit. In ihrem Artikel stellt sie einige fundamentale Weisheiten auf, die ich hier kurz auszugsweise zitieren möchte:
Denn es fällt schwer, Argumente für die Spitzenverdienste zu finden, etwa die 13,6 Millionen Euro von Josef Ackermann, dem Chef der Deutschen Bank. Auch der Durchschnitt der 30 Vorstandsvorsitzenden im Dax fällt mit 3,9 Millionen Euro (ohne Zuwendungen für die Altersvorsorge) noch sehr hoch aus. Dafür muss der Durchschnittsverdiener in Deutschland mehr als 100 Jahre arbeiten, oder anders gerechnet: drei Leben leben. Selbst Angela Merkel, die Bundeskanzlerin, muss fast 20 Jahre lang Bundeskanzlerin sein, um nur das eine Jahresgehalt des durchschnittlichen Vorstandsvorsitzenden einzustreichen. An diese Dimensionen darf sich eine demokratische Öffentlichkeit nicht gewöhnen.
Besonders wichtig hier: der Schlusssatz.

Besondere Brisanz erhalten die Millionen von Ackermann und Co. in diesem Jahr, weil das Thema Mindestlohn en vogue ist. Erstaunt stellen die Deutschen fest, dass in ihrem reichen Land Millionen Menschen eine feste Stelle haben und trotzdem weniger als fünf Euro pro Stunde verdienen. Auf den Markt zu verweisen und die Debatte für beendet zu erklären ist da falsch. Denn in beiden Fällen, bei den Niedriglöhnen und bei den Spitzenverdiensten, funktioniert der Markt nicht so, wie es die Wirtschaftsliberalen gerne behaupten. Weder bieten die Individuen freiwillig ihre Arbeitskraft an, noch werden sie nach ihrer in Geld bewertbaren Leistung beziehungsweise danach entlohnt, welche Werte sie schaffen. In beiden Fällen spielen Machtfaktoren die entscheidende Rolle.

Die Niedrigstlöhner, die selbst nach einer 40-Stunden-Woche auf staatliche Zuschüsse angewiesen sind, sind ausbeutbar, vor allem wenn das soziale Netz löchrig ist. Es gibt zu viele Arbeitslose, die einfache Tätigkeiten ausführen können. Da können die Arbeitgeber fast beliebig den Preis für Arbeit drücken. Ganz anders bei den Managern großer Aktiengesellschaften: In der Regel befördern Seilschaften, neudeutsch »Netzwerke«, den Aufstieg der Manager an die Spitze. Einmal oben, verhandeln sie mit ihrem Aufsichtsrat, den sie sich nicht selten selbst zusammengestellt haben, ihren »gerechten Lohn« aus. Im Gegenzug machen sie sich für die Erhöhung der Aufsichtsratstantiemen stark. Es ist nichts anderes als die Ausbeutung der Aktionäre durch die Managerklasse.
Was wieder einmal zeigt, dass die Mindestlohndebatte wichtiger denn je ist.

Das alles ist fortschrittlich. Da inzwischen selbst in Amerika das Thema Ungleichheit wieder auf der Tagesordnung steht und Gesetze auf den Weg gebracht werden, die die Selbstbedienung der Manager begrenzen sollen, besteht Hoffnung. Hoffnung, dass die demokratische Debatte um das richtige Maß nicht spurlos an der Höhe der Spitzenverdienste vorbeigeht.

Genau aus diesem Grunde gehören die Manager zumindest einmal im Jahr an den Pranger.
Genau.
Auch der Rest des Artikels ist sehr zu empfehlen, auch wenn ich den optimistischen Unterton (noch) nicht teilen kann.

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