Samstag, 14. Juli 2007

Schwarzer auf dem Strich

Nein, es geht nicht um die prekäre Erwerbssituation von Migranten aus südlich gelegenen Schwellenländern, sondern um Alice Schwarzer. Die gute Frau macht bei einer Geschichtsklitterungs-, äh, Werbekampgagne der BILD mit, die wieder einmal mit der Wahrheit kokettiert, dabei bös abblitzt und deswegen erst recht behauptet, mit ihr geschlafen zu haben.
Aber zur Sache: die BILD hängt wild Photos von Prominenten in der Gegend auf und schreibt ihr Sprüchlein "Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht" dazu. Dabei kommen unfreiwillig komische bzw. einfach nur lästig-eklige Ergebnisse heraus, etwa wenn BILD versucht, die Neue Ostpolitik Brandts für sich zu instrumentalisieren. Oder eben Alice Schwarzer.
Es ist die gleiche Schwarzer, die noch vor nicht allzu langer Zeit heftig gegen das Blut-und-Titten-Blatt agitierte, das sich auf Seite 1 immer mit größtenteils bis gänzlich unbekleideten Damen zu schmücken pflegt und damit die Interessen und mehr oder minder fachkundigen Blicke der männlichen Leserschaft anzieht. Aber Schwarzer wäre nicht Feministin, wenn sie nicht flugs eine Erklärung für diesen Verstoß gegen alle Prinzipien parat hätte. Er ist von so wunderbarer Schlichtheit, dass er hier zitiert werden muss:
Verständlich, dass viele glauben, dies sei ohne meine Zustimmung geschehen, denn mein kritisches Verhältnis zu BILD (und deren Wahrheitsgehalt) ist kein Geheimnis.
Doch ich habe zugestimmt. Ganz einfach, weil ich finde, dass es nicht schaden kann, wenn in so einer Runde - von Ghandi bis Willy Brandt - auch mal eine Frau auftaucht. Und eine sehr lebendige noch dazu.
Oder ganz einfach, weil sie findet, dass ein bisschen mehr Geld im Portmonee nicht schaden kann. Mit solch stumpfsinnigen Erklärungsmustern wurde schon viel von den prominenten Feministinnen, allen voran stets Alice Schwarzer, erklärt. Unterstützung für Angela Merkel, die rückschrittlichere Geschlechterpolitik betreibt als "Gedöns"-Kanzler Schröder? Egal, sie hat keinen Schwanz zwischen den Beinen, das macht sie per se unterstützenswert. Genauso hier. BILD mag noch so sehr ein Pornos drucken und damit in der Sicht von Feministinnen gleichzeitig Frauen prostituieren - in der Werbung sind nur Männer! Da muss Schwarzer anpacken. Immerhin hat sie es schon geschafft, dass die Nackten auf dem Titelblatt nur Frauen sind. Das müsste doch auch eine Erfolgsmeldung wert sein, oder?


2 Kommentare:

  1. Naja, das Geld, das sie dafür bekommt, spendet Schwarzer ja. Ich schätze, es geht ihr vor allem ums Ego. Dem Angebot, republikweit in einer Reihe mit Gandhi und Co. plakatiert zu werden, konnte sie sich wohl nicht entziehen. Letzten Endes war das schon immer ihr Credo: "Ich bin ja so toll! Alle sollen wissen, wie toll ich bin!" Bascha Mika führt in ihrer kritischen Biographie zu Schwarzer deren Wegbegleiterinnen an, die befinden: "Der Feminismus war für Alice immer nur ein Vehikel zur Inszenierung ihrer Person." (wenn ich das Jahre nach der Lektüre noch zutreffend erinnere). Insofern wundert es mich überhaupt nicht, dass gegenüber diesem Ego-Trip sämtliche Bedenken gegenüber der "Bild" zurückstanden.

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  2. Hm, vielleicht leidet Alice Schwarzer ja unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und der Feminismus war nur ihr Vehikel, um im Rampenlicht stehen zu können. Bei DonAlphonso in der Blogbar geben sich die Kommentatoren erstaunlich politisch korrekt und dem Feminismus unterwürfig. Aber habe eh mehr den Eindruck, dass da eine Sache zwischen Niggemeier und DA angeheizt wird, die sind ja schon länger im Clinch wegen irgendwelcher Zitate bei einem Seminar und sowas. Lustig sind in jedem Fall die Frauen unter den Kommentatoren, die zwar einerseits von kritischen Männern Antworten und Belege fordern, selber aber keine einzige Frage beantworten und keinen einzigen Beleg jenseits des schicken Vulgär-Feminismus liefern, den ich als plumpen Geschlechtslobbyismus betrachte. Und wenn man sie darauf hinweist: betretenes Schweigen.

    Gruß

    Alex

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