Dienstag, 2. Oktober 2007

Fundstücke 2.10.2007

Selbst Alan Greenspan warnt vor dem steigenden Drift der Gehälter.
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Hartz-IV senkt die Lohn- und Arbeitsstandards.
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Nachdem sie den Karren an die Wand gefahren haben, kassieren die Ex-Chryslermanager natürlich wieder Millionengagen.
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ÄUSSERST EMPFEHLENSWERTER ARTIKEL zur Umbildung der deutschen Hochschullandschaft.
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Immer mehr US-Unis sprechen sich gegen die dämlichen Hochschulrankings aus.
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1 Kommentar:

  1. Aus Stefan Blankertz, “Die Therapie der Gesellschaft”:

    157.

    Opfer oder Täter? – Manche Liberale meinen, die „Besserverdienenden“ bräuchten Schutz vor der Ausbeutung durch den Umverteilungsstaat. Es gibt dagegen soziologisch gesehen keinen Zweifel, daß die Mächtigen im Staat darum „mächtig“ heißen, weil sie es vermögen, einen großen Anteil an den finanziellen und politischen Ressourcen des Landes auf sich zu vereinigen. Egal, wie die Mächtigen z.B. den Spitzensteuersatz gestalten, sie werden in der Endabrechnung ihren Schnitt machen. Naiv wäre es, etwas anderes anzunehmen. Wer sollte glauben, daß man dadurch reich und mächtig wird, indem man alles, was man hat, freizügig weggibt?

    158.

    Cry for me, Argentinia. – Nein, die Opfer des Sozialstaates sind nicht die vielzitierten Besserverdienenden. Geschichtlich gesehen haben die Besserverdienenden den Sozialstaat geschaffen, und heute verteidigen sie ihn, aus einem ganz einfachen Grund: Der Sozialstaat ist ein Instrument der herrschenden Klasse, um sich auf Kosten der weniger einflußreichen Mitmenschen zu bereichern und gleichzeitig das Mäntelchen der Nächstenliebe umzuhängen.

    Die Besserverdienenden haben öffentliche Schulen eingerichtet, um die Ausbildung ihrer Kinder von den weniger Bemittelten via Steuern finanzieren zu lassen; haben Zwangsversicherungen eingeführt, um ihre höheren Ansprüche von den Bescheideneren absichern zu lassen; haben Sozialhilfe eingeführt, um ein Heer von Wohlfahrtsbürokraten zu schaffen, die loyale Wähler sind.

    Die Besserverdienenden streiten für Subventionen, um sich selbst gegen Marktrisiken abzuschotten; propagieren „Resozialisierung bzw. Psychiatrisierung anstatt Strafe“, um Arbeitsplätze für Psychologen zu schaffen; polemisieren gegen die Privatisierung der Polizei, um nicht für ihre eigenen erhöhten Sicherheitsinteressen aufkommen zu müssen.

    Für jede einzelne Maßnahme des Sozialstaates läßt sich angeben, wer in Wahrheit der Nutznießer ist. Die Opfer sind die Enteigneten, die Entmündigten, die Schwachen, die Übervorteilten, die Armen und die Menschen, die mit Zukunftsideen auf eine offene, veränderbare Gesellschaft hoffen.

    159.

    Empirie des Spätetatismus. – Für alle Interventionen des Staates ist schon gezeigt worden, wie sie objektiv antisozial wirken.
    Angebliche Mieterschutzgesetze z.B. schaffen Wohnraumknappheit gerade für die Schwachen. Diese Beobachtung hat Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Sozialisten Ludwig von Mises einen radikalen Liberalen gemacht.
    Privilegierung von Berufsgruppen wie Ärzten schützt nicht vor Scharlatanen, sondern hilft, überdurchschnittliche Einkommen gegen die Markttendenz durchzusetzen. Die Folge sind hohe Preise einerseits und arbeitslose Akademiker andererseits.
    Steuern verlangsamen Wirtschaftstätigkeit. Mehr als zweimal war die Folge einer Steuererhöhung, daß der Staat letztlich weniger Steuern eingenommen hat. Das ist immer dann der Fall, wenn Steuererhöhungen deutliche Irritationen auf dem Markt erzeugen. Und wenn es zur Krise kommt, ist klar, wer als erstes entlassen wird und wessen Einkommen als erstes sinkt: Es trifft die Schwachen. Denn wer stark ist, kann seinen Teil besser verteidigen. Das liegt in der Natur der Begriffe „schwach“ und „stark“. Objektiv gesehen zahlen immer die Schwachen alle Steuern (unabhängig von irgendwelchen Steuerprogressionen).

    Inflation, selbst die „kontrollierte“ Inflation der Keynesianer, schafft nach einem kurzen trügerischen Boom eine Rezension, die Arbeitslosigkeit herbeiführt. Konservative Regierungen behaupten, die Inflation „besiegt“ zu haben. Das ist keineswegs der Fall. Die Vergrößerung der Geldmenge ist nach wie vor ein wichtiges Instrument der Politik. Anfang des Jahres 1994 hat die Regierung Kohl zur Vorbereitung ihrer Wiederwahl die Geldmenge um über 20 Prozent gesteigert und damit tatsächlich eine scheinbare wirtschaftliche Gesundung ausgelöst, die sie die Abstimmung gewinnen ließ. Danach schlug die Arbeitslosigkeit um so erbarmungsloser zu. Daß die Preise nicht so sehr steigen, hat nicht mit einem Erfolg im Kampf gegen die Inflation zu tun. Aufgrund des Produktivitätszuwachses hätten die Preise sinken müssen.

    Auch Mindest- und Tariflohnbestimmungen führen zu Arbeitslosigkeit. Wenn etwa im Baugewerbe Mindestlöhne festgesetzt werden, soll das nicht etwa wenig verdienenden Bauarbeitern zu mehr Einkommen verhelfen, sondern die am schlechtesten verdienenden Bauarbeiter vom Arbeitsmarkt zugunsten der besser verdienenden Bauarbeiter verdrängen. Die Gewerkschaften vertreten sehr oft die Interessen der gut verdienenden Arbeiter gegen die Interessen der schlecht verdienenden Arbeiter oder der Arbeitslosen.
    Subventionen schaffen de facto arbeitslose Einkommen. Unternehmen, die Subventionen bekommen, wirtschaften unterhalb des Grenznutzens, das heißt, daß sie Kapital vergeuden. Subventionierte Unternehmen erhalten oder schaffen keine Arbeitsplätze, sondern sie vernichten Arbeitsplätze. Jeder subventionierte Arbeitsplatz bedeutet, daß an anderer Stelle zwei Arbeitsplätze wegfallen müssen. Ist Biedenkopf so schlecht informiert, daß er dies nicht weiß? Oder war seine Absicht nicht wirklich, Arbeitsplätze zu schaffen, sondern den VW-Konzern zu sanieren?
    Staatliche Ausgaben für Militär, Straßen, Schulen und repräsentative Bauwerke sind weit entfernt davon, die Wirtschaft anzukurbeln, sondern sie verhindern rationale, das heißt bedürfnisgerechte Entscheidungen über den Einsatz von Ressourcen.

    160.

    Strauß. – Kaum jemand traut sich, diese durchaus bekannten Einzelergebnisse zusammenzufassen und politisch auszuwerten. Denn eine solche Synthese müßte fast unweigerlich zu dem Schluß führen, daß der Staat nicht in mehr oder weniger vielen Teilbereichen versagt, sondern daß er als Sozialstruktur insgesamt eine verfehlte Konstruktion ist.

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