Freitag, 2. November 2007

Libertäre Umwege

Ein Leser hat mir eine Mail geschickt, in der gegen den Blogger Dominik Henning wettert.

Hallo,

ich habe da was, das eventuell in deinem (als Blogger) Interesse zu verordnen sein könnte bzw. etwas das geteilt werden muss.

Wenn Radikalliberale/Anarchokapitalisten mit Rechtspopulisten kuscheln.

In einer Zeit in der ein Rechtsruck durch die Schweiz geht – dabei Ausländer als schwarze Schafe kriminalisiert werden (sodass sogar die NPD Hessen das Plakat kopiert und selbst die UNO den latenten Rassismus anprangert), ein verluderter Ton mit dem politischen Opponenten an der Tagesordnung steht und man auf Webseiten in Spielen Kriminelle und Juristen eliminieren kann – Ja, da fasst sich doch so manch Libertärer ein Herz und lässt sich von den wirtschaftsliberalen Gesäusel der SVP in seinen Bann ziehen.

Die Rede ist hier „freilich“ vom Blogger Dominik Hennig, schreibt aber auch für freilich.ch, paxx.tv und das antibuerokratieteam), der bei vielen übereifrigen, rechtstendierenden Hüpfern der JuLis (eben die bei Parteitagen mit blauen Anzug, gelber Krawatte und Dauergrinsen herumstolzieren) als Chefideologe gehandelt wird, pauschal alle die sich „sozial“ nennen als „Nationale Sozialisten“, „Etatisten“ oder „Freiheitsfeinde“ brandmarkt oder auch seit einiger Zeit durch die Studentenplattform „StudiVZ“ mit einer schmierigen Schleimspur paniert mit Linkfarmen, kapitalfundamentalistischen Gossentexten oder Buchtipps (anstatt sich der Diskussion zu bemühen) durch alle Gruppen, die das Adjektiv „liberal“ innehaben, streift.

Ebendort scheint der 'Junge Liberale',- obschon er seine Partei und Demokratie generell eigentlich verachtet und der es sehr hart mit Abweichlern in seiner Partei nimmt-, Freunde bei den nationalistischen Isolationisten (im Hass gegen den Staat geeint) gefunden zu haben.
In der Gruppe „SVP Schweiz“ stellt er sich wie folgt vor:
„Bin zwar Deutscher [....] aber als erzliberaler Weltwoche-Leser, Euro-Skeptiker, AUNS-Unterstützer und Freund von Kantonsrat Lukas Reimann (SG) erlaube ich mir, Eurer Gruppe einfach mal beizutreten!“

Nun gut mag man meinen: Vielleicht hat der gute Dominik sich da nur mal informieren wollen. Eventuell ist es Zufall, dass er mit einem der ärgsten Gegner des Baus von Minaretten befreundet ist und da ein Defekt vorliegt in seinem „Liberalismus“, der Grundprinzipien der Religionsfreiheit und deren Ausübung auszuschließen scheint.
Der Kopf wird öfters schwer, ebenso das Vorhaben seine Gedanken dann wieder in Reih' und Glied zubringen, vor allem wenn man so signifikant Ideologie-übersättigt ist.

Das könnte man meinen, aber der „Chef“ belehrt einen prompt des besseren, wenn er
a) die anderen geliebten Kameraden zu einer Diskussion einlädt, gefolgt von Werbung eiens anderen Mitglies für den Islamophobiker Ulfkotte.

b) zur freundschaftlichen Diskussion ruft und zwischen echten Kandidaten posiert, weil „Links“ eben „ out ist“.

c) Werbung für den geistig verwirrten Ron Paul macht mit der Überschrift „.. der Christoph Blocher Amerikas“. Und wir wissen ja, wie sehr sich die Libertären der Illusion eines Sieges '08 ausrechnen.

d) oder dann einen Diskussionsgegner ermahnt, er solle Haltung annehmen und sich zu seiner Kultur gefälligst bekennen, uns erklärt was „schweizerisch“ eigentlich ist, wie man gekonnt das Plakat runterspielt oder wieviele Tränen er als „Deutscher Liberaler“ über die Freisinnigen ergossen hat:

Da bleibt einem eigentlich nur noch die Frage an den Lippen hängen: „Hätten Sie gerne Fritten zu Ihrem rücksichtslosen Fanatismus?“

Liebe Grüße
Dem Ganzen waren auch Bilder angehängt, aber da diese Namen und Bilder aus dem StudiVZ zeigen habe ich mich entschieden, sie nicht zu veröffentlichen.

2 Kommentare:

  1. Dabei werde ich in jüngster Zeit sonst nur noch von rechts gescholten...

    Naja, schöne Abwechslung! :-)

    Mit Lukas Reimann bin ich tatsächlich persönlich befreundet, gemeinsam ist uns die Ablehnung der Einbindung der Schweiz in supranationale Überstaats-Strukturen. Von Lukas' Kaprizierung auf das Islam-Thema halte ich nix - und das weiß er auch.


    Ähm, eine Frage bleibt allerdings: zwischen wem habe ich - als Anarcho-Kapitalist und Wahlverweigerer - nochmal "posiert"?

    Wo habe ich gesagt, daß "links" "out" sei? Out ist höchstens eine etatistische Linke, die Libertären hingegen suchen vielmehr Anknüpfungspunkte beim klassischen Liberalismus der vor-sozialistischen Linken. Aber das ist halt für manchen kleinen Pinscher zu komplex.


    Hier noch mein Original-Zitat zur SVP:

    "@Tita von Jägermeerrettich:

    Mir ist der SVP-Wahlkampf entschieden zu krawallig und zu monothematisch. Ich will nicht über Stilfragen reden, weil Mörgeli völlig Recht hat, daß man damit gerne von Inhalten ablenkt. Aber die Inhalte scheinen mir bei der SVP derzeit das eigentliche Problem zu sein, wie es Matt auch schon treffend zum Ausdruck gebracht hat. Der programmatische Niedergang der SVP, das Abrutschen ins miefige FPÖ-Fach - abzulesen etwa auch an den hymnischen Begeisterungszuständen eines Grevenbroicher Schmalspur-Hugenbergs - ist vor allem deswegen schade, weil die SVP in den vergangenen Jahren durchaus immer wieder interessante liberale Ansätze mit erfrischender Klarheit formulierte (jedenfalls klarer und liberaler als das Freisinn-NZZ-Establishment, das man ja weißgott in der Pfeife rauchen kann), die sie allerdings jetzt gegen ein paar Schafsköpfe eingetauscht hat, wie mir scheinen mag."

    http://www.paxx.tv/?p=425#comment-6528

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  2. Hallo Dominik,
    ich habe das nur gepostet. Ich hoffe, dass du bald eine Antwort vom Autor erhältst. :)

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