Freitag, 12. September 2008

Fundstücke 12.09.2008

Lehrer lassen arme Kinder zu selten aufs Gymnasium
SpOn - Die Unterschichtsbremse für die Oberschulen greift höchst zuverlässig: Viertklässler aus armen Familien bekommen viel seltener eine Empfehlung fürs Gymnasium als Kinder betuchter Eltern - bei gleichen Noten. Eine Wiesbadener Studie offenbart, wie ungerecht Lehrer entscheiden.
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Die Meister der Phrase
taz - Und so bleibt als Eindruck zurück, dass es den Sozialdemokraten durchaus reicht, auch nach 2009 als Juniorpartner in einer großen Koalition zu verweilen. Zumindest Steinmeier könnte bestens damit leben, statt als Kanzler wieder als Außenminister zu amtieren. Das dürfte sowieso die Rolle sein, die ihm am meisten entspricht.
Eine Hürde ist allerdings noch zu nehmen: Die SPD muss sich für die CDU unentbehrlich machen - und also verhindern, dass sich Angela Merkel mit der FDP zusammentun kann. Das ist ein bescheidenes Ziel. Und trotzdem ehrgeizig für die einfallslose Agenda-SPD, die Steinmeier und Müntefering repräsentieren.
Bisher versuchen die beiden SPD-Granden ihre Ratlosigkeit durch eine Rhetorik des Militärischen oder der Macht zu überspielen. So deutet Steinmeier nur zu gern an, dass er als ehemaliger Koordinator für Schröder "das Kanzleramt von innen" kenne. In der Öffentlichkeit ist aus dieser Zeit nur bekannt, dass er den gebürtigen Bremer Murat Kurnaz der US-Folter überlassen hat. Müntefering wiederum warf sich in München in die Pose eines Generals. Es dürfe nur führen, wer auch bereit sei, "die Fahne zu tragen". Das hat auch schon Napoleon vor Waterloo gedacht.

Anmerkung: Lesebefehl!
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Der Abstieg
Michael Schöfer - Deutschland, nach wie vor Exportweltmeister und in zahlreichen Branchen mit an der Spitze der Entwicklung (Autoindustrie, Maschinenbau, Chemie etc.), droht ebenfalls den Anschluss zu verlieren. Nicht, weil man hierzulande beschlossen hätte, sich zu isolieren, sondern weil man in puncto Bildung gegenüber anderen mehr und mehr zurückfällt. Dies legt zumindest der neue OECD-Bildungsbericht nahe. "Der Anteil der Studienanfänger und der Hochschulabsolventen ist [in Deutschland] langsamer gewachsen als in den meisten anderen OECD-Ländern. Zwar konnte die Zahl der Uni- und Fachhochschulabsolventen von 2000 bis 2006 von 18 auf 21 Prozent gesteigert werden. Doch im OECD-Schnitt wuchs der Anteil der Graduierten pro Jahrgang von 28 auf 37 Prozent." [Quelle: Frankfurter Rundschau vom 10.09.2008] Insbesondere herrsche ein Mangel an Naturwissenschaftlern und Technikern, schreibt uns die OECD ins Stammbuch. Natürlich ist vieles wie immer eine Frage des Geldes: "Während die OECD-Staaten im Schnitt 6,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Bildung investierten, waren es in Deutschland nur 5,1 Prozent."
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Deutschland auf Autopilot
Zeit - Trotzdem geht Steinbrück enorme Risiken ein. Die Regierung verlässt sich ganz auf die Exportwirtschaft. Was, wenn deren Absatz weiter einbricht, weil die Konjunkturkrise große Teile des Globusses erfasst? Wer sich auf Ausfuhren verlässt, statt auch etwas für die Binnenkonjunktur zu tun, kann sehr leicht enttäuscht werden.
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"Ich wähle keine Spielekiller!"
Heise - Die Zeitschrift PC Games reagierte nun mit der Aktion "Ich wähle keine Spielekiller!" auf Herrmanns sehr umfassende Spieleverbotspläne und versucht mit einem vorformulierten Brief an alle Abgeordneten der bayerischen Regierungspartei den Ärger des computerspielenden Drittels der Bevölkerung zu kanalisieren. Mit dem Schreiben können Wähler CSU-Abgeordneten ankündigen, die Partei am 28. September nicht zu wählen. Als Begründung wird unter anderem eine "mangelnde Bereitschaft, sich mit einem neuen Medium auseinanderzusetzen" angeführt.
Anmerkung: Dafür wurde es auch Zeit. Vielleicht hören die Politiker mit diesem sinnlosen Profilierungsquatsch auf wenn sie merken, dass es sie Stimmen kostet.
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Ausländische Jugendliche nicht gewalttätiger als deutsche
Telepolis - Eines der Ergebnisse der ersten Auswertung ist, dass jugendliche Migranten nicht pauschal krimineller sind. Abgesehen von Gewaltkriminalität seien jugendliche Migranten sogar weniger kriminell als die deutschen. Bei der Gewalt von Jugendlichen, die nach Ansicht von Klaus Boers nicht zunimmt, wie er in einem Interview sagte, sondern nur wegen erhöhter Anzeigebereitschaft häufiger in den Statistiken auftaucht, hänge dies etwa auch von den Migrantengruppen ab. Wenn man sich die soziale Situation betrachtet, seien allgemein die Unterschiede im Hinblick auf die Ausübung von Gewalt zwischen deutschen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gering: "Eine erhöhte Verbreitung von Gewalt findet sich meist unter den sozial Schwächeren, mit weniger Bildung, aus benachteiligten Wohnvierteln und mit schlechteren Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt", so Klaus Boers.
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Gläserne Hastz-IV-Empfänger?
Telepolis - Viel wurde in den letzten Monaten über den Datenschutz gesprochen. Deshalb ist es auf den ersten Blick erstaunlich, dass die Antwort auf eine Kleine Anfrage des Bundestagsabgeordneten der Linken Jan Korte kaum Resonanz ausgelöst hat. Er wollte wissen, welche Daten die Behörden beim Umgang mit Hartz IV-Empfängern erheben und was mit den Daten geschieht.
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Bissiger Dackel mit Brille
FR - Nachdem sie zur Vizepräsidentin nominiert wurde, sind die Republikaner in den Umfragen wieder nah dem Sieg. Wer geglaubt hat, nach Jahren des Machtmissbrauchs und religiösen Wahns, des wirtschaftlichen Niedergangs, des sinnlosen Sterbens Tausender Soldaten wollten die Amerikaner einen hochintelligenten jungen Mann, der für die demokratische Kultur und die Gleichheitsideale des Landes steht, hat sich geirrt. Denn die Amerikaner wollen: Das Gleiche noch mal! Serviert von Sarah Palin.
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1 Kommentar:

  1. Oo ist das ein Blick in die Zukunft, oder sind hier die Fundstücke vom 12.09.2008 gemeint :-)

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