Montag, 21. Juni 2010

Ein kurzer Blick in die Makroökonomie des 18. Jahrhunderts

Von Stefan Sasse

1787 erschien eine Reihe von 85 Essays in New Yorker Zeitungen, genannt die "Federalist Papers". In diesen Papers haben einige der geistigen Väter der amerikanischen Verfassung, um deren Ratifizierung damals energisch gestritten wurde, Argumente für die Verfassung dargelegt. In Paper No. 21 behandeln sie unter anderem die Finanzierung der neuen Union, die im Gegensatz zu der alten, im Unabhängigkeitskrieg geschaffenen und sich als ineffizient herausgestellt habenden, auf Steuern basieren soll, die die Union einziehen darf. Sie schlagen dafür unter anderem ein System aus Konsumsteuern vor, die sie mit mehreren Argumenten begründen. Eines davon fällt in der aktuellen Situation besonders ins Auge. 

It is a signal advantage of taxes on articles of consumption, that they contain in their own nature a security against excess. They prescribe their own limit; which cannot be exceeded without defeating the end proposed, that is, an extension of the revenue. When applied to this object, the saying is as just as it is witty, that, "in political arithmetic, two and two do not always make four." If duties are too high, they lessen the consumption; the collection is eluded; and the product to the treasury is not so great as when they are confined within proper and moderate bounds. This forms a complete barrier against any material oppression of the citizens by taxes of this class, and is itself a natural limitation of the power of imposing them. (Quelle, vorletzter Absatz)
Vor 223 Jahren waren die Väter der amerikanischen Verfassung, die damals noch nichts von Keynes, Ricardo oder Schumpeter gehört hatten, bereits klug genug zu erkennen, dass eine Erhöhung der Mehrwertsteuer zwangsläufig dazu führt, dass diejenigen nicht mehr konsumieren, die wenig Geld haben und dass deswegen aus einer Steuererhöhung unter Umständen weniger Geld resultieren kann. Diesen Gedanken nun im Gegenzug auf Sparbemühungen und Lasten auf diejenigen, die ohnehin schon am Limit krebsen transferiert, und et voilà - man hat, in a nutshell, die Begründung dafür, dass die aktuelle Wirtschaftspolitik dämlich ist - vor 223 Jahren von Leuten abgegeben, die offensichtlich deutlich klüger waren als die, die uns heute führen wollen.

2 Kommentare:

  1. Ethik spielt bei der politischen Elite keine Rolle mehr.

    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32795/1.html

    Die Summen mit denen Politiker gekauft werden sind unglaublich.

    100 Millionen Euro.

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  2. siehe dazu auch die Spekulationen hier:

    http://www.mafialand.de/Members/roth/die-finma-die-eidgenoessische-finanzmarktaufsicht-in-bern-fuehrte-vorermittlungen-wegen-geldwaesche.-dann-wurden-die-ermittlungen-gestoppt

    Wundern würde es mich ja nicht.

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