Dienstag, 24. August 2010

Der Spiegel erklärt Obama die USA

Von Stefan Sasse

Wenn es kommt, dann kommt es dicke. Wie schon der Vorgängerbeitrag findet sich der Stein des Anstoßes auch dieses Mal bei SpOn. Thomas Kleine-Borckhoff erklärt dabei, wie Obama mit der Strategie, die schon in Deutschland nicht funktioniert in den USA erfolgreich sein soll. Das aktuelle Umfragetief, in dem der Präsident hängt, erklärt er damit, dass Obama zu links sei. Deswegen sieht er in einer Niederlage bei den nächsten Wahlen die konkrete Chance, "die Parteilinke links liegen zu lassen und zur politischen Mitte zu rücken". Die Vorstellung, dass Obama für seine Politik kämpfen könnte, verwirft er vollständig, denn er weiß: "Gewählt wurde Barack Obama wegen seiner Rhetorik - wegen der Schönheit seiner Worte, der Klarheit seiner Gedanken und der Reinheit seiner Ziele."

Deshalb, so schlussfolgert Kleine-Borckhoff, darf Obama nicht auf Denker wie John Judis oder Paul Krugman hören, die "durchaus Einfluss haben", denn ihre Ratschläge führen "unweigerlich in die politische Verbannung". Warum das so sein soll - die Erklärung hierfür bleibt Klein-Borckhoff dem Leser schuldig. Es gibt auch keinen rationalen Grund dafür außer der, dass Klein-Borckhoff anderer politischer Meinung ist. Denn die Sympathie, die die Amerikaner gerade angeblich mehr für die Tea-Party-Bewegung als für die Democrats empfinden, ist ein Produkt von Fox News und keiner generellen Mentalität, die eine vernünftige progressive Politik verbieten würde. Warum Obama nicht dagegen aufbegehren und versuchen sollte, eigenes Agenda-Setting für seine Ziele zu betreiben steht in den Sternen. Die Welt würde wohl viel besser aussehen, wenn die Politiker mehr auf die Judis und Krugmans dieser Welt statt auf die Klein-Borckhoffs hören würden.

1 Kommentar:

  1. Hervorragender Kommentar - der Eindruck, dass SpOn eigene Wünsche an die Politik, vielleicht sogar einen eigenen Stil, auf Obama projiziert, ist mir auch gekommen. Autoren wie Klein-Borckhoff lassen ihrem eigenen Konformismus freien Lauf, sonst nix.

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