Donnerstag, 26. August 2010

Muss man Sarrazin ernstnehmen?


Thilo Sarrazin hat ein Buch geschrieben. Das ist nichts Besonderes, das machen abgehalfterte Politiker nach dem Ende ihrer Karriere schon mal gern, so eben auch “Pöbel-Thilo”. Tagtäglich kommen in Deutschland über 200 Neuerscheinungen auf den Markt und Sarrazins Buch “Deutschland schafft sich ab” ist nur eine davon – muß man es und ihn also wahrnehmen? Ich meine ja.

In seinem aktuellen Beitrag “Der Wahnsinnige am Bohrer” schreibt Michael Spreng beim Sprengsatz, man solle Sarrazin doch die Aufmerksamkeit – und somit den medialen Boden – entziehen, eine Meinung, die ich dieser Tage auch von verschiedenen Kolleginnen und Kollegen vertreten fand. Schließlich nähre diese Aufmerksamkeit nur seinen zweifelhaften Erfolg als Populist und befördere nun sein Buch bereits vorab zu einem Bestseller, der schon jetzt bei Amazon auf Platz 1 der Sachbuch-Bestsellerliste steht. Die “Lösung” könnte zielführend sein, wenn es sich bei Sarrazin um ein isoliertes Phänomen handeln würde, jedoch ist der Sachverhalt durchaus komplexer.
Der vormalige Berliner Finanzsenator und jetzige Bundesbanker versteht es hervorragend, die Ressentiments und Xenophobien von Millionen Bundesbürgern zu bedienen, ist dabei aber nicht alleine, sondern Teil eines Trends. Auch andere Personen des öffentlichen Lebens wie bspw. die Herren Buschkowsky, Heinsohn oder Sloterdijk haben diesen Trend wohl erkannt und greifen ihn – ähnlich einem Geert Wilders in den Niederlanden – zunehmend auf. Insofern ist “Pöbel-Thilo” nicht ein Einzelfall, sondern eher als symptomatisch anzusehen für eine Gesellschaft, die immer weiter nach rechts rückt und wachsend Vorurteile wie auch soziale Kälte entwickelt.

Sarrazin ist somit nicht nur ein vereinzelter rechter Trommler und (Sozial-)Rassist, sondern ein sich zunehmend exponierendes Symbol für die genannte Entwicklung, das aber letztendlich wohl austauschbar wäre. Noch genießt er die Gunst von BILD und Spiegel, die der Bertelsmänner und soll obendrein Vorsitzender der “Bürgerbewegung Pro Deutschland” werden, wenn es nach dem bisherigen Vorsitzenden geht. Bis zu 20 Prozent rechter Rand, den man abfischen könnte – das Potential könnte verlocken, auch einen Thilo Sarrazin. Sollte er dieses Angebot annehmen, wäre er noch mehr Symbolfigur für das, was es eigentlich zu bekämpfen gilt: Die neuerliche Scheidung der Gesellschaft in Starke und Schwache.

(Addendum: Zur Geschichte des Bertelsmannkonzerns, der über seinen Besitz an Deutsche Verlagsanstalt und Random House jetzt auch Thilo Sarrazin propagiert, gibt es ein aufschlußreiches Video von Kulturzeit und der Kollege Antiferengi hat sich aktuell ebenfalls mit Bertelsmann beschäftigt.
Der Kommentar selbst entstand aus einer angedachten Replik auf Jürgen Voß’ Beitrag “Sarrazin und die linke Scholastik” beim Oeffinger Freidenker, welche sich dann verselbständigt hat.)

2 Kommentare:

  1. Jörg Domsgen:

    so wie hier kann man in jeder zeitung lesen - leider überhaupt keine auseinandersetzung mit den von ts angesprochenen problemen - so werden die von ihnen befürchteten tendenzen noch mehr um sich greifen - weil sie ja niemanden ordentlich erklären weshalb ts und andere so schlimm sein sollen - machen sie weiter so und sie werden mithelfen, bei der beendigung dieser >demokratie<

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  2. Im ehemaligen Deustchland ist Dr. Thilo Sarrazin der couargierteste Politiker seit Bundeskanzler Helmut Schmidts Befehl, die von TerroristInnen entführte Lufthansa-Maschine in Mogadischu zu stürmen!

    Multikulturalismus ist Staatsbankrott!

    Multikulturalismus ist Völkermord wie der Holocaust, nur subtiler und (zumindest am Anfang) langsamer!

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