Mittwoch, 1. November 2017

Toxische Maskulinität - Eine Begriffsklärung

Ein Begriff, der hier im Blog in letzter Zeit sehr für Verwirrung gesorgt hat, ist der der „toxischen Maskulinität“. Es wurde fälschlich angenommen, es gehe um eine pauschale Verurteilung aller Männer sowohl als biologisches als auch als soziales Geschlecht, gewissermaßen eine Einreihung ins Glied einiger Radikalfeministinnen vom Schlage Valerie Solanas‘, eine virtuelle Kriegserklärung an den Mann als Wesen. Nichts könnte falscher sein. Worum es stattdessen geht ist die Verurteilung einiger Verhaltensmerkmale, die männlich konnotiert sind (und auch überwiegend, wenngleich nicht ausschließlich, bei Männern vorkommen). Das ist ein zentraler Unterschied. Beides soll im folgenden Artikel untersucht werden.

Zuerst möchte ich noch einmal deutlich sagen, um was es hier nicht gehen soll. Ich propagiere keine Theorien, nach denen Männer inhärent gewalttätiger, schlechter oder bösartiger wären als Frauen. Ich sage auch nicht, dass Frauen in irgendeiner Art und Weise bessere Menschen wären. In unseren Genen ist nichts, das eine dieser beiden Ideen stützen würde (und entsprechende Merkmalszuweisungen für Östrogen und Testosteron sind Pseudowissenschaft). Das bedeutet auch, dass es negative, weibliche Verhaltensweisen, Straftaten und Fehlverhalten gibt; das soll in diesem Artikel aber nur am Rande Thema sein. Generell gilt: Verhalten wird gelernt. Es ist nicht biologisches Schicksal, weder bei Frauen noch bei Männern. Ich weiß, dass das alles andere als unumstritten ist, aber es ist eine grundlegende Prämisse für meine Argumentation. Ich bitte, dies beim Kommentieren zu bedenken.

„Toxische Maskulinität“ als Begriff beschreibt daher nur die Teile männlichen Verhaltens und Wirkens, die antrainiert sind. Das betrifft unter anderem:
  • Die Vorstellungen von Romantik und richtigem Balzverhalten
  • Unterwerfung von Frauen unter ein männlich definiertes Normensystem
  • Zuschreibungen von Charaktereigenschaften
  • Fetischisierung von Gewalt
  • Ablehnen von Emotionen
  • Objektifizierung
  • Zuweisung von gesellschaftlichen Rollen
Ich möchte diese Punkte im Folgenden etwas näher beleuchten. Literatur und Film waren schon immer Spiegel der jeweiligen gesellschaftlichen Normen und Ideale. So sehen wir in den James-Bond-Filmen der 1960er Jahre Bond ganz natürlich eine Frau mit einem Klaps auf den Hintern wegschicken, wenn die Männer etwas Wichtiges zu besprechen haben, nur um dann später gegen ihre Wünsche in ihr Schlafzimmer einzudringen und ihr einen Kuss aufzudrängen. Die Hollywood-Metaphorik kleidete solche Vorgänge noch bis zur letzten Dekade in eine Sprache der Romantik: wenn Frauen in Filmen und Büchern "nein" sagen, meinen sie eigentlich immer "ja" - oder werden durch den rauen Charme des Helden schlichtweg bekehrt.

Natürlich ist das an und für sich erst einmal unproblematisch. Männliche Initiative gehört mindestens seit den Minnesängern zum absoluten Archetypus romantischen Verhaltens von Männern, ja, in gängigen Männlichkeitsvorstellungen ist etwas anderes als männliche Initiative ohnehin kaum vorstellbar. Das ist konservativ, aber nicht toxisch. Das Problem ist, dass es völlig unmöglich ist abzuschätzen, ob das "Nein" einer Frau ernst gemeint ist oder nicht. In Film und Literatur verfällt die Frau dem Drängen des Mannes, weil sie (törichtes Ding!) ohnehin nicht wirklich weiß was sie will oder nur scheu spielt. Diese Art des Balzverhaltens funktioniert und führt zu einer einvernehmlichen Beziehung.

In der Realität aber fehlt das Anschwellen romantischer Musik im Hintergrund, das durch das Drehbuch vorgegeben wird. Stattdessen haben wir es hier oft genug mit sexueller Belästigung oder Nötigung zu tun. Die Grenzen sind gezwungenermaßen fließend, denn oft genug hat das Drängen Erfolg, führt die stressige Situation zu einem Nachgeben, das später bereut wird. Besonders problematisch wird dieses dominierende Balzverhalten, wenn ein Machtgefälle hinzukommt, weil der Mann eine Position der Macht und Autorität ausübt - wie es von Harvey Weinstein zu Donald Trump, von Roger Aisles zu Bill O'Reilly, von Mark Halperin zu Kevin Spacey, von Bill Clinton zu Anthony Weiner¹ der Fall war.

Ich gehe auf diese literarische Unterfütterung deswegen so stark ein, weil sie eine ungeheure Legitimierungsfunktion ausübt. Die Wirkung von popkulturellen Vorbildunktionen gehört zu den meistunterschätzten Mechanismen der psychologischen Bewusstseinsbildung. Natürlich aber spielen auch andere Elemente eine Rolle, die deutlich tiefere Wurzeln haben.

Ein weiteres Puzzlestück zur toxischen Maskulinität ist die Unterwerfung von Frauen unter ein männliches Normen- und Wertesystem. Konkret betrifft dies die Sexualmoral. Es ist keine atemberaubend innovative Erkenntnis, dass Männer ermuntert werden, viele verschiedene Sexualpartnerinnen zu haben (dies gilt als Ausweis viriler Kraft), während das umgekehrte Verhalten für Frauen grundsätzlich verdammt wird (die sind dann Schlampen oder Huren). Dass dieser Mechanismus ein Paradox ist (Männer können nur verschiedene Partnerinnen haben, wenn Frauen verschiedene Partner haben) und durch eine jahrhundertelange Tradition bedingt ist, die die unbedingte Zweifelsfreiheit der Vaterschaft von Kindern zur Grundlage des Erb- und Herrschaftsrechts machte ist so richtig wie bedeutungslos. Auch hier gilt: konservativ und beklagenswert, aber nicht toxisch.

Toxisch wird diese Verbindung dann, wenn Männer die oben angesprochenen Balzrituale verüben und sie durch dieses Normensystem legitimieren. Konkret: sie ist ohnehin eine Schlampe/Hure, jeder weiß es. Sie hat ihren Status als "ehrbare Frau" und damit ihr Selbstbestimmungsrecht beziehungsweise ihr Schutzrecht verloren.

Diese Unterscheidung ist ebenfalls noch einmal relevant. Nicht erst im Rahmen der sexuellen Übergriffe am Kölner Hauptbahnhof wurde deutlich, dass besonders in mittelöstlichen Kulturen eine Frau als Freiwild und minderes Wesen gilt, die dem männlichen Kulturkodex nicht gehorcht. In diesen Kulturen haben Frauen häufig generell keine sexuelle Selbstbestimmung; eine "ehrbare" Frau genießt allerdings männlichen Schutz (durch Verwandte und/oder Ehemann), deren gewalttätiges Racheversprechen zumindest in der Theorie Täter abschreckt. Frauen, die nicht "ehrbar" sind, genießen diesen Schutz nicht und stehen daher dem sexuellen Gebrauch zur Verfügung.

Bevor man nun zu sehr in eine sarrazinische Hasstirade gegenüber "den Muslimen" abrutscht sollte man sich ins Gedächtnis rufen, dass dieses Denkschema auch im liberalen Westen noch immer tief verwurzelt ist, wenngleich in einer abgeschwächten Variante. Die Vorstellung aber, dass das Opfer sexueller Gewalt zumindest ein bisschen selbst mit Schuld an dem Verbrechen ist, sitzt tief und ist auch in den Fällen Weinstein, Trump, Aisles, Halperin und O'Reilly et al zu beobachten.

Dieses victim blaming verbindet sich mit der Missachtung der sexuellen Selbstbestimmung von Frauen zu einem Gemisch toxischer Maskulinität. Was Kritiker dieser Zuschreibung dabei immer verwirrt ist, dass dieses Verhalten auch von Frauen ausgeübt oder wenigstens unterstützt wird (niemand schlägt andere Frauen, wenn es an's slut shaming geht). Da dieses Verhalten jedoch auf einem (wenngleich internalisierten) männlichen Normensystem beruht, gehört es mit ins System toxischer Maskulinität.

Dazu gehört auch die systemische Missachtung weiblicher Selbstbestimmung in Bezug auf den eigenen Körper. In großen Teilen der Gesellschaft gilt es nicht einmal als Kavalierdelikt, Frauen ohne deren Einwilligung zu berühren, etwa am Po. Sich als fortschrittlich wähnende Zeitgenossen beschränken diese Art der sexuellen Belästigung ohne jedes Schuld- oder Unrechtsgefühl auf alkoholgeschwängerte Bereiche wie Kneipen, wo dann das weibliche Bedienungspersonal oder sich durch die Reihen quetschende Frauen als zur Verfügung stehende Sexspielzeuge zählen. Vor dem Hintergrund dieser systemischen Belästigung und ihrer Relativierung durch Männer klingt dann auch die Empörung über Ereignisse wie am Kölner Hauptbahnhof hohl.

Ebenfalls in diesen Kontext gehört die Nutzung von Possessivpronomen in Bezug auf Frauen, wie es etwa die AfD im Wahlkampf tat. "Unsere Frauen haben Angst", "Mehr Sicherheit für unsere Frauen und Töchter", etc. Hieraus spricht die überaus problematische Vorstellung, Frauen seien passive Wesen, die des aktiv zupackenden (gerne Gewalt nutzenden) Mannes bedürfen. Nicht umsonst geht das mit einer Verherrlichung der Staatsgewalt einher. Frauen werden hierbei auch in einem westlich-liberalen Kontext der Schirmherrschaft des Mannes unterstellt (das unausgesprochene "wir" der Slogans). Wie viele Schlägereien haben bereits damit begonnen, dass jemand glaubte, jemand habe "seiner" Freundin einen Blick zugeworfen? Ich erinnere mich noch an Geschichten aus dem Lustigen Taschenbuch meiner Kindheit, wo es ein lustiges Missverständnis war, dass Donald von einem grobschlächtigen Mann (mit dessen Männlichkeit er sich als ewiger Loser ohnehin nicht messen konnte) verprügelt wurde, weil der glaubte, der Erpel habe schief zu seiner Freundin hinüber gesehen. Es handelt sich wahrlich nicht nur um ein muslimisches Element, auch wenn es dort in einer noch viel prononcierteren Form vorkommt.

Das Resultat dieser von Dominanz und Gewalt getränkten Sexualität ist dann das hier: Verstärkt werden diese Effekte durch die Zuschreibung von Charaktereigenschaften als entweder "männlich" oder "weiblich". Als männlich werden dabei gerne Charaktereigenschaften wie stark, entschlossen oder hart, als weiblich solche wie fürsorglich, einfühlsam oder selbstlos beschrieben. Dies führt zu zwei Effekten. Zum einen drückt es beide Geschlechter in eine Erwartungshaltung, was "natürliches" Verhalten ist, die unter Umständen nichts mit den eigentlichen Vorlieben der Person zu tun hat. Und zum anderen sorgt es dafür, dass Zuschreibungen des jeweils anderen Geschlechts als Kritik oder Schmähung gelten ("weibisches Verhalten", "sei ein Mann", etc.). Es gibt im Übrigen eine Wagenladung voll Studien zu diesem Thema ("implizites Vorurteil", implicit bias), und was hier gesagt wird gilt für andere Felder wie Rassismus ebenfalls.

Verwandt mit diesem Problemkomplex sexueller Gewalt und Attributierung ist eine weitere Facette von toxischer Maskulinität, nämlich die Fetischisierung - und damit Legitimation - von Gewalt. Für Männlichkeit ist Gewalt (oder ihre Androhung) häufig das erste und einzige Mittel der Konfliktlösung, gerade im Konflikt mit anderen Männern. Die Kneipenschlägerei etwa ist ein bis zur Karikatur durchgekautes Beispiel dieses Phänomens. Das soll im Übrigen kein Plädoyer für typisch weiblich konnotierte Problemlösungvarianten wie den Cat Fight, Intrigen, sozialen Ostrakismus oder üble Nachrede sein. Diese sind ebenso hochproblematisch und ablehnenswert, stellen aber nicht den Gegenstand dieses Artikels dar.

Auch hier sind Literatur, Film und Videospiel Vorreiter, indem sie Männern als Konfliktlösungsmechanismus beständig gewalttätige Lösungen anbieten und diese in positivem Kontext darstellen. Wie oft sieht man in solchen Geschichten den markigen Helden mit seiner geradlinig-gewalttätigen Art über die soften, verweichlichten Drahtzieher in den Hinterzimmern der Macht triumphieren (die oft genug als Pussys bezeichnet werden, denn nichts drückt Schwäche so sehr aus wie weibliche Attribute).

Der (gerechte) Zorn und seine Entladung in Gewalt ist denn auch die einzige Emotion, die Männern voll auszuleben zugestanden wird. Schon in der Ilias darf Achilles weinen, wenn Agamemnon ihm die Lieblingssexsklavin wegnimmt und sich danach blutrünstig rächen. Aus minderem Anlass Emotionen zu zeigen oder gar auf das Ritual antiker Schwanzvergleiche zu verzichten, kommt keinem Protagonisten in den Sinn. Genausowenig kann Menelaos akzeptieren, dass "seine" Frau einen anderen liebt; lieber zerrt er die gesamte ionische Welt in einen zehnjährigen Krieg, was von allen Seiten als völlig rationale Reaktion betrachtet wird. -

Die Verneinung von Emotionen ist aber auch jenseits antiker Dramen von großer Bedeutung. Sie erlaubt es nicht, innere Konflikte auf eine gesunde Art auszuleben, und sie gibt Männern keinerlei Instrumente an die Hand, sich gegenseitig zu helfen. Während die Traube von Freundinnen, die bei echten oder eingebildeten Schicksalsschlägen mit Rat, Tat und Trip in Kaufhaus und Café zur Seite steht ein lang etabliertes Klischee für weibliche Problembewältigung darstellt, versagt das männliche Ideal, wenn das Bier in der Kneipe und der aufmunternde Schulterklaps nicht helfen. Vom Mann wird erwartet, dass er sich seinen Problemen "mannhaft" stellt und sie im Zweifel schluckt. Dass das nicht die psychologisch gesündeste Lösung sein kann, liegt auf der Hand.

Ein weiterer für viele verwirrender Aspekt der aktuellen Debatte um toxische Maskulinität ist, dass "man nicht einmal mehr ein Kompliment machen darf". In den Strudel dieser Problematik sind schon so unterschiedliche Leute wie Rainer Brüderle ("Sie können ein Dirndl auch ausfüllen") und Barack Obama ("the best looking attorney general") geraten. Wo genau liegt das Problem, wenn man hübsche Frauen komplimentiert?

Es ist zweifacher Natur. Die erste Dimension ist eine Frage des Anstands. Wenn das erste Kompliment, das einem einfällt, ist, die körperliche Attraktivität hervorzuheben, sollte man vielleicht am besten ganz die Klappe halten. Die Objektifizierung von Frauen als Sexualobjekte ist auch ohne wohlmeinend komplimentierende "Gentlemen" problematisch genug. Niemand würde auf die Idee kommen, dies bei Männern oder bei Frauen fortgeschrittenen Alters zu tun; es würde zurecht als äußerst merkwürdig wahrgenommen werden. Das ist der Grund, warum ich auch im privaten Rahmen auf diese Art von "Komplimenten" verzichte, aber das ist natürlich Privatsache und kann von anderen Leuten mit anderen Maßstäben anders beurteilt werden.

Die andere Dimension dieser Debatte ist, dass die auffälligen und stark kritisierten Komplimente dieser Art - etwa von Brüderle oder Obama - in einem professionellen Umfeld stattfinden. Und wo es im privaten Bereich vielleicht noch reine Geschmacksfrage ist, verbittet sich das in einem professionellen Umfeld vollständig. Wer sein Gegenüber hier loben will, kann dies mit Attributen tun, die hier auch hin gehören. Man muss Obama zugute halten, dass er vor seinem missratenen "Kompliment" wenigstens jobrelevante Aspekte von Frau Harris lobte. Aber durch seinen Fauxpas am Ende zählt das alles letztlich nichts.

Gerne werden diese so etablierten Aspekte dann genutzt, um gesellschaftliche Rollenzuschreibungen zu verewigen. Ist erst einmal etabliert, dass Frauen fürsorglich und einfühlsam sind, ist es nur natürlich, ihnen die Erziehung von Kindern und die Pflege von Alten und Kranken zuzuweisen - Aufgaben, die allumfassend und zeitverschlingend sind. Definiert man dann alle anderen Konflikte so, dass es sich um Konflikte handelt, die eine gewalttätige oder harte Lösung erfordern, so übernehmen zwangsläufig Männer diese Rolle. Auf diese Art findet sich das Patriarchat "natürlich" ein, und Männer an der Spitze der Nahrungskette übernehmen die Macht, während alle anderen sich unter ihnen einordnen.

An dieser Stelle lohnt es sich, kurz innezuhalten und zwei grundlegende Sachverhalte festzustellen. Erstens ist toxische Maskulinität wie eingangs dargestellt nichts, was Männern inhärent innewohnt. Es handelt sich um Verhaltensweisen, die durch kulturelle Osmose angeeignet wurden und die man genausogut wieder abtrainieren kann. Toxische Maskulinität ist daher all das, was schlecht ist an männlichen Konnotationen, männlichen Rollenzuschreibungen, männlichen Verhaltensmustern. Sie ist nicht gleichbedeutend mit Männlichkeit an sich.

Auf der anderen Seite muss festgestellt werden, dass das Patriarchat allen schadet - Männern wie Frauen. Männer sind nicht die "klaren Gewinner" toxischer Maskulinität und patriarchalischer Strukturen, sondern tragen ebenfalls bleibende Schäden davon. Sie sind die überwiegenden Opfer männlicher Gewalt. Sie müssen mit gesellschaftlicher Ausgrenzung rechnen, wenn sie ihre "weiblich" konnotierte Seite - die emotionalen Seite - ausleben. Auf ihnen lasten überzogene und widersprüchliche Anforderungen. Sie sterben in Konflikten, weil diesen Konflikten aus dem Weg zu gehen ihnen als Schwäche ausgelegt worden wäre. Sie werden von anderen Männern in ihrer Entfaltung gehemmt, weil es im Wesen der Dominanz liegt, stets nur von einigen wenigen ausgeübt werden zu können und der Dominierten zur Statussicherung zu bedürfen.

Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahrzehnte hat diese traditionelle Auslebung von Männlichkeit immer mehr obsolet gemacht. Die sexuelle Revolution und der Feminismus geben Frauen eine nie dagewesene Selbstbestimmung. Die Arbeitswelt erfordert immer weniger die traditionell männlichen Eigenschaften. Der Doppelverdienerhaushalt wird die Regel. Gewaltausübung wird geächtet. Doch so schnell lässt sich ein so tief verankertes System nicht aus den Angeln heben. Die notwendige Folge ist ein backlash, eine Gegenreaktion. Diese Krise der männlichen Handlungsfähigkeit (crisis of male agency) und die Reaktion darauf werden Gegenstand eines weiteren Artikels sein.

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¹ Trump wurde von einer ganzen Reihe Frauen der sexuellen Belästigung und Nötigung bezichtigt und hat sich auch privat (und auf Tape) dazu bekannt; Harvey Weinstein unterliegt im Endeffekt denselben Anschuldigungen. Aisles und O'Reilly waren beides wichtige Figuren beim rechtsextremen US-Sender FOX News, die von mehreren untergebenen Frauen der sexuellen Nötigung angeklagt wurden und deswegen den Sender verlassen mussten. Gleiches gilt für Mark Halperin, der beim Sender NBC arbeitete. Kevin Spacey wurde von einem Schauspielkollegen vorgeworfen, ihn als er 14 Jahre alt war (Spacey war 26) sexuell genötigt zu haben. Bill Clinton nutzte mindestens seine Autoritätsposition gegenüber Monica Lewinsky aus, gegen ihn werden auch von anderen Frauen Nötigungs- und Vergewaltigungsvorwürfe erhoben. Anthony Weiner schickte Bilder seines Penis' an Minderjährige und bedrängte sie, sich mit ihm zu treffen.

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